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Kronenschnitt bei Laubbäumen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Kronenschnitt bei Laubbäumen

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Der fachgerechte Kronenschnitt bei Laubbäumen ist eine wichtige Praxis in der österreichischen Baumpflege. Er fördert nicht nur die Ästhetik unserer Laubbäume, sondern auch ihre Gesundheit und Langlebigkeit. In diesem umfassenden Leitfaden widmen wir uns der Kunst des Kronenschnitts und zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Bäume optimal pflegen können.

 

Gemeinsam erkunden wir, wie Sie Ihren Bäumen zu neuem Glanz verhelfen und gleichzeitig ihre Vitalität steigern. Unser Ziel ist es, Ihnen praxisnahe Einblicke und Techniken zu vermitteln, die speziell auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten in Österreich zugeschnitten sind.

 

Also, liebe Baumfreunde, halten Sie Ihre Gartenschere bereit! Wir freuen uns darauf, Ihnen zu zeigen, wie Sie Ihre Bäume professionell pflegen und ihnen zu einem langen, gesunden Leben verhelfen können.

 

Inhaltsverzeichnis

 

Was ist ein Kronenschnitt und warum ist er wichtig?

Der Kronenschnitt, auch als Kronenpflege bekannt, ist eine spezielle Form des Baumschnitts, bei der gezielt in die Struktur der Baumkrone eingegriffen wird. Diese Maßnahme dient dazu, die natürliche Form des Baumes zu erhalten oder wiederherzustellen, totes oder krankes Holz zu entfernen und das Wachstum in die gewünschte Richtung zu lenken.

 

In Österreich, wo wir eine reiche Vielfalt an Laubbäumen wie Buchen, Eichen, Linden und Ahorne haben, ist der fachgerechte Kronenschnitt von besonderer Bedeutung. Unsere alpinen und voralpinen Regionen stellen besondere Anforderungen an die Bäume, und ein gut durchgeführter Kronenschnitt kann ihre Widerstandsfähigkeit gegen Sturm, Schnee und Eislast erheblich verbessern.

 

Vorteile des Kronenschnitts:

  1. Verbesserung der Baumgesundheit: Durch die Entfernung von kranken, beschädigten oder sich kreuzenden Ästen wird die Gesamtgesundheit des Baumes gefördert.
  2. Erhöhte Sicherheit: Tote oder instabile Äste, die eine Gefahr darstellen könnten, werden entfernt.
  3. Verbessertes Erscheinungsbild: Ein fachgerechter Schnitt betont die natürliche Form des Baumes und verbessert seine Ästhetik.
  4. Förderung des Wachstums: Durch gezielte Schnitte kann das Wachstum in bestimmte Richtungen gelenkt werden.
  5. Lichtdurchlässigkeit: Eine ausgelichtete Krone lässt mehr Licht durch, was besonders in dicht besiedelten Gebieten von Vorteil sein kann.

 

Häufigkeit und beste Jahreszeit für den Schnitt

Es ist empfehlenswert, den Kronenschnitt bei Laubbäumen in der Regel alle 3-5 Jahre durchzuführen. Die beste Zeit dafür ist die Winterruhe, also von November bis März. In dieser Zeit sind die Bäume unbelaubt, was eine bessere Sicht auf die Kronenstruktur ermöglicht. Zudem ist das Risiko von Pilzinfektionen geringer, da die meisten Krankheitserreger ebenfalls in einer Art Winterruhe sind.

 

Es gibt jedoch Ausnahmen:

 

  • Obstbäume: Diese sollten jährlich geschnitten werden, idealerweise im späten Winter oder frühen Frühling.
  • Ahorn und Birke: Bei diesen Arten sollte der Schnitt im Spätsommer oder Frühherbst erfolgen, da sie im Frühjahr stark „bluten“ können.

 

„Ein gut geschnittener Baum ist wie ein Kunstwerk – er verbindet Ästhetik mit Funktionalität und trägt zur Gesundheit unseres Ökosystems bei.“

 

Bevor Sie mit dem Kronenschnitt beginnen, sollten Sie sich über die geltenden Bestimmungen informieren. In manchen Regionen können spezielle Gesetze und Verordnungen den Baumschnitt regulieren, besonders in Schutzgebieten oder bei geschützten Baumarten.

 

Vorbereitung und benötigte Werkzeuge

Gründliche Vorbereitung ist der Schlüssel zum erfolgreichen Kronenschnitt bei Laubbäumen. Bevor Sie zur Schere greifen, sollten Sie einige wichtige Aspekte beachten. Dazu gehören die Auswahl der richtigen Werkzeuge, die Berücksichtigung von Sicherheitsmaßnahmen und die angemessene Pflege Ihrer Ausrüstung. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung legen den Grundstein für einen fachgerechten und sicheren Baumschnitt.

 

Überblick über erforderliche Werkzeuge

Für einen professionellen Kronenschnitt bei Laubbäumen benötigen Sie folgende Werkzeuge:

 

  1. Astschere: Für kleinere Äste bis zu einem Durchmesser von etwa 2 cm.
  2. Baumsäge: Für größere Äste. Wählen Sie eine Säge mit gebogener Klinge für bessere Manövrierbarkeit.
  3. Teleskop-Astschere: Für höher gelegene Äste, die vom Boden aus erreichbar sind.
  4. Stangensäge: Für Äste in größeren Höhen.
  5. Kletterausrüstung: Für sehr hohe Bäume (nur für erfahrene Baumpfleger).
  6. Desinfektionsmittel: Zur Reinigung der Werkzeuge zwischen den Schnitten.

 

In Österreich gibt es zahlreiche Fachgeschäfte für Gartenbedarf, die qualitativ hochwertige Werkzeuge anbieten. Es lohnt sich, in gute Ausrüstung zu investieren, da sie langlebiger ist und präzisere Schnitte ermöglicht.

 

Sicherheitsausrüstung und ihre Bedeutung

Die Sicherheit steht bei der Baumpflege an oberster Stelle. Folgende Schutzausrüstung sollten Sie unbedingt verwenden:

 

  • Schutzhelm: Schützt vor herabfallenden Ästen.
  • Schutzbrille: Verhindert Verletzungen durch Holzsplitter oder Staub.
  • Arbeitshandschuhe: Bieten Grip und Schutz vor Schnitten.
  • Sicherheitsschuhe: Schützen die Füße vor herabfallenden Ästen.
  • Schnittschutzhose: Bei Arbeiten mit der Kettensäge unerlässlich.

 

Die richtige Schutzausrüstung kann Leben retten. In Österreich verzeichnen wir jährlich leider immer noch Unfälle bei der Baumpflege, die durch adäquaten Schutz hätten vermieden werden können.

 

Tipps zur Werkzeugpflege und -desinfektion

Die richtige Pflege Ihrer Werkzeuge ist nicht nur für deren Langlebigkeit wichtig, sondern auch für die Gesundheit der Bäume. Hier einige wichtige Punkte:

 

  1. Reinigung: Säubern Sie Ihre Werkzeuge nach jedem Gebrauch von Harz und Schmutz.
  2. Schärfen: Halten Sie Klingen und Sägeblätter scharf für saubere Schnitte.
  3. Ölen: Bewegliche Teile sollten regelmäßig geölt werden, um Rost zu vermeiden.
  4. Desinfektion: Desinfizieren Sie Ihre Werkzeuge zwischen verschiedenen Bäumen, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.

 

Desinfektionsmittel für Gartenwerkzeuge

Mittel Vorteile Nachteile
Alkohol (70%) Schnell wirksam, leicht erhältlich Verdunstet schnell
Bleichmittel (10% Lösung) Kostengünstig, effektiv Kann Metallteile korrodieren
Spezielle Baumdesinfektionsmittel Langanhaltende Wirkung, schonend für Werkzeuge Teurer

 

Für die Reinigung und Desinfektion Ihrer Schneidwerkzeuge stehen verschiedene umweltfreundliche Mittel zur Verfügung. Erkundigen Sie sich in Ihrem lokalen Gartencenter nach den besten Optionen.

 

Die Entsorgung von Schnittgut unterliegt oft lokalen Regelungen. In manchen Gemeinden gelten spezielle Vorschriften für die korrekte Beseitigung von Baumschnitt. Informieren Sie sich vor Beginn der Arbeiten bei Ihrer Gemeindeverwaltung über die korrekten Entsorgungswege.

 

Schritt 1: Beurteilung des Baumes

Bevor Sie die Schere oder Säge ansetzen, ist eine gründliche Beurteilung des Baumes unerlässlich. Dieser Schritt ist entscheidend für einen erfolgreichen Kronenschnitt bei Laubbäumen und erfordert ein geschultes Auge sowie fundiertes Wissen über Baumbiologie und -struktur.

 

Analyse der Baumstruktur und Wachstumsrichtung

Bei der Beurteilung eines Laubbaumes in Österreich sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen:

 

  1. Gesamtform: Betrachten Sie den Baum aus der Ferne, um seine natürliche Form zu erkennen. Jede Baumart hat eine charakteristische Wuchsform, die es zu respektieren gilt.

  2. Kronenaufbau: Untersuchen Sie die Verzweigung der Hauptäste und deren Verteilung in der Krone. Eine ausgewogene Struktur ist das Ziel.

  3. Wachstumsrichtung: Beobachten Sie, in welche Richtung der Baum hauptsächlich wächst. Dies kann durch Umgebungsfaktoren wie Licht oder Bebauung beeinflusst sein.

  4. Astwinkel: Achten Sie auf die Winkel, in denen die Äste vom Stamm abgehen. Zu spitze Winkel können auf Schwachstellen hindeuten.

  5. Stammzustand: Prüfen Sie den Stamm auf Risse, Faulstellen oder andere Schäden, die die Stabilität beeinträchtigen könnten.

 

Ein gesunder Baum beginnt mit einer ausgewogenen Struktur. In unseren Breiten, wo wir verschiedene Wetterbedingungen erleben können, ist eine stabile Kronenstruktur besonders wichtig für die Langlebigkeit unserer Bäume.

 

Identifikation von Totholz und kranken Ästen

Die Erkennung und Entfernung von Totholz und kranken Ästen ist ein wesentlicher Bestandteil des Kronenschnitts. Hier einige Anhaltspunkte:

 

  • Totholz: Trockene, brüchige Äste ohne Blätter oder Knospen. Oft haben sie eine graue oder braune Färbung.
  • Kranke Äste: Zeigen Verfärbungen, Risse in der Rinde oder ungewöhnliche Wuchsformen.
  • Wasserreiser: Schnell wachsende, meist senkrechte Triebe, die die Kronenstruktur stören können.
  • Reibeäste: Äste, die sich gegenseitig berühren und scheuern, was zu Verletzungen führen kann.

 

Festlegung der Schnittziele

Basierend auf Ihrer Beurteilung können Sie nun die Ziele für den Kronenschnitt festlegen. Diese können umfassen:

 

  1. Auslichten der Krone: Entfernung von überzähligen oder sich kreuzenden Ästen zur Verbesserung der Luftzirkulation und Lichtdurchlässigkeit.
  2. Formkorrektur: Anpassung der Kronenform, um eine natürliche und ausgewogene Struktur zu erzielen.
  3. Sicherheitsschnitt: Entfernung von gefährlichen oder instabilen Ästen.
  4. Verjüngungsschnitt: Bei älteren Bäumen zur Förderung neuen Wachstums.
  5. Kroneneinkürzung: In seltenen Fällen, wenn der Baum zu groß für seinen Standort geworden ist.

 

Beispiel: Typische Schnittziele für häufige österreichische Laubbaumarten

Baumart Hauptziele des Kronenschnitts
Rotbuche Auslichten der dichten Krone, Entfernung von Totholz
Bergahorn Formkorrektur, Entfernung von Wasserreisern
Linde Verjüngungsschnitt, Auslichten zur Förderung der Blütenbildung
Eiche Sicherheitsschnitt, behutsames Auslichten

 

Die sorgfältige Beurteilung des Baumes legt den Grundstein für einen erfolgreichen Kronenschnitt. Sie hilft Ihnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und einen Schnittplan zu entwickeln, der sowohl der Gesundheit des Baumes als auch Ihren ästhetischen Vorstellungen gerecht wird.

 

Schritt 2: Entfernen von Totholz und kranken Ästen

Nach der gründlichen Beurteilung des Baumes ist der nächste wichtige Schritt beim Kronenschnitt von Laubbäumen die Entfernung von Totholz und kranken Ästen. Diese Maßnahme ist nicht nur für die Ästhetik, sondern vor allem für die Gesundheit und Sicherheit des Baumes von entscheidender Bedeutung.

 

Technik zum sicheren Entfernen von Totholz

Das Entfernen von Totholz erfordert Sorgfalt und die richtige Technik, um den Baum nicht zu beschädigen und Ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Schritte:

 

  1. Identifizierung: Vergewissern Sie sich noch einmal, dass es sich tatsächlich um Totholz handelt. Im Zweifelsfall führen Sie den „Ritzentest“ durch: Ritzen Sie vorsichtig die Rinde an. Ist das darunter liegende Gewebe grün, ist der Ast noch lebendig.

  2. Sicherheit zuerst: Tragen Sie immer Ihre Schutzausrüstung und stellen Sie sicher, dass der Bereich unter dem Baum frei ist.

  3. Richtige Schnittführung:

    • Bei kleineren Ästen: Schneiden Sie direkt am Astring (die Verdickung am Astansatz), ohne diesen zu verletzen.
    • Bei größeren Ästen: Wenden Sie die Drei-Schnitt-Methode an: a) Erster Schnitt von unten, etwa 30 cm vom Stamm entfernt, ein Drittel durch den Ast. b) Zweiter Schnitt von oben, etwas weiter außen als der erste Schnitt, bis der Ast abbricht. c) Dritter Schnitt direkt am Astring, um den Aststummel zu entfernen.
  4. Werkzeugwahl: Verwenden Sie scharfe, saubere Werkzeuge. Für dünnere Äste eignet sich eine Astschere, für dickere eine Handsäge oder bei größeren Höhen eine Teleskopsäge.

 

Die richtige Schnitttechnik ist entscheidend für die Wundheilung des Baumes. Ein sauberer Schnitt am Astring ermöglicht es dem Baum, die Wunde effektiv zu verschließen und minimiert das Risiko von Fäulnis.

 

Erkennung und Behandlung von Krankheiten

Bei der Entfernung kranker Äste ist besondere Vorsicht geboten, da hier oft Krankheitserreger im Spiel sind. Achten Sie auf folgende Anzeichen:

 

  • Verfärbungen oder Flecken auf Blättern oder Rinde
  • Ungewöhnliche Wuchsformen oder Verdickungen
  • Pilzbefall (z.B. Fruchtkörper an Stamm oder Ästen)
  • Austretender Pflanzensaft oder Harz

 

Bei der Behandlung kranker Äste:

 

  1. Desinfektion: Reinigen und desinfizieren Sie Ihre Werkzeuge zwischen jedem Schnitt, um eine Verbreitung der Krankheit zu verhindern.

  2. Schnittführung: Schneiden Sie weit im gesunden Holz, um sicherzustellen, dass alle infizierten Teile entfernt werden.

  3. Entsorgung: Entsorgen Sie krankes Material nicht auf dem Kompost, sondern über den Restmüll oder spezielle Entsorgungsstellen.

  4. Nachbehandlung: Bei bestimmten Krankheiten kann die Anwendung von Fungiziden oder anderen Behandlungsmethoden notwendig sein. Konsultieren Sie hierzu einen Fachmann.

 

Vermeidung von Verletzungen am gesunden Gewebe

Um den Baum bei der Entfernung von Totholz und kranken Ästen nicht zusätzlich zu schädigen, beachten Sie folgende Punkte:

 

  • Saubere Schnitte: Verwenden Sie scharfe Werkzeuge für glatte Schnittflächen.
  • Respektieren Sie die natürliche Schutzzone: Schneiden Sie nicht in den Astring oder Stammkragen hinein.
  • Timing: Führen Sie den Schnitt möglichst während der Vegetationsruhe durch, um die Wundheilung zu begünstigen.
  • Vorsicht bei Nassem Wetter: Vermeiden Sie Schnitte bei feuchter Witterung, da dies die Ausbreitung von Krankheitserregern begünstigen kann.

 

Übersicht: Häufige Baumkrankheiten in Österreich und ihre Symptome

Krankheit Betroffene Baumarten Hauptsymptome
Eschentriebsterben Eschen Welke Blätter, abgestorbene Triebe
Kastanienrindenkrebs Rosskastanien Rindennekrosen, Harzfluss
Rußrindenkrankheit Ahorn Schwarze Verfärbung der Rinde, Welke
Holländische Ulmenkrankheit Ulmen Welke Blätter, verfärbte Gefäße

 

Die sorgfältige Entfernung von Totholz und kranken Ästen ist ein wichtiger Schritt für die gesunde Entwicklung Ihres Laubbaumes. Diese Maßnahme verbessert nicht nur das Erscheinungsbild, sondern stärkt auch die Widerstandsfähigkeit des Baumes gegen Krankheiten und Schädlinge.

 

Schritt 3: Auslichten der Krone

Das Auslichten der Krone ist ein zentraler Bestandteil des Kronenschnitts bei Laubbäumen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Struktur der Baumkrone zu verbessern, indem überflüssige oder konkurrierende Äste entfernt werden.

 

Prinzipien der Kronenauslichtung

Bei der Kronenauslichtung gelten folgende grundlegende Prinzipien:

 

  1. Förderung der natürlichen Wuchsform: Jede Baumart hat eine charakteristische Kronenform. Ziel ist es, diese zu unterstützen, nicht zu verändern.

  2. Verbesserung der Lichtdurchlässigkeit: Eine gut ausgelichtete Krone lässt mehr Licht und Luft durch, was das Wachstum im Inneren der Krone fördert.

  3. Reduzierung der Windlast: Durch selektives Entfernen von Ästen wird die Windangriffsfläche verringert, was besonders in sturmgefährdeten Regionen Österreichs wichtig ist.

  4. Erhaltung der Stabilität: Es sollten nie mehr als 15-20% des lebenden Kronenvolumens entfernt werden, um die Stabilität des Baumes nicht zu gefährden.

 

Eine fachgerechte Kronenauslichtung ist wie eine sanfte Massage für den Baum. Sie fördert die Vitalität und stärkt die natürlichen Abwehrkräfte gegen Umwelteinflüsse und Schädlinge.

 

Auswahl der zu entfernenden Äste

Bei der Auswahl der zu entfernenden Äste sollten Sie folgende Prioritäten setzen:

 

  1. Konkurrierende Leittriebe: Entfernen Sie einen der konkurrierenden Triebe, um einen klaren Hauptleittrieb zu fördern.

  2. Reibeäste: Äste, die sich gegenseitig berühren oder kreuzen, sollten entfernt werden.

  3. Innen wachsende Äste: Diese tragen wenig zur Photosynthese bei und können die Luftzirkulation behindern.

  4. Zu dicht stehende Äste: Entfernen Sie einige, um den verbleibenden mehr Raum zu geben.

  5. Steil wachsende Äste: Diese sind oft instabil und sollten zugunsten flacher wachsender Äste entfernt werden.

 

Entscheidungshilfe: Welche Äste sollten bleiben?

Asttyp Behalten? Begründung
Starke, gut positionierte Äste Ja Bilden das Grundgerüst der Krone
Äste mit breitem Ansatzwinkel Ja Stabiler und weniger bruchgefährdet
Gleichmäßig verteilte Äste Ja Sorgen für eine ausgewogene Kronenstruktur
Äste mit gesundem Blattwerk Ja Wichtig für die Photosynthese

 

Techniken für saubere und präzise Schnitte

Die richtige Schnitttechnik ist entscheidend für die Gesundheit des Baumes und die Wundheilung. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Schnittarten vor:

 

  1. Drei-Schnitt-Methode: Bei größeren Ästen (über 5 cm Durchmesser) anwenden:

    • Erster Schnitt: Von unten, etwa 30 cm vom Stamm entfernt, ein Drittel durch den Ast.
    • Zweiter Schnitt: Von oben, etwas weiter außen als der erste Schnitt, bis der Ast abbricht.
    • Dritter Schnitt: Direkt am Astring, um den Aststummel zu entfernen.
  2. Schnitt am Astring: Schneiden Sie nahe am Astring, aber nicht in ihn hinein. Der Astring enthält wichtiges Gewebe für die Wundheilung.

  3. Saubere Schnittflächen: Verwenden Sie scharfe, saubere Werkzeuge für glatte Schnitte. Raue oder ausgefranste Schnittflächen sind anfälliger für Infektionen.

  4. Richtige Werkzeugwahl:

    • Für Äste bis 2 cm: Astschere
    • Für Äste 2-10 cm: Handsäge oder Astsäge
    • Für Äste über 10 cm: Kettensäge (nur für Profis!)
  5. Schnittwinkel: Führen Sie den Schnitt leicht schräg, damit Wasser abfließen kann und sich nicht auf der Schnittfläche sammelt.

 

Wichtiger Hinweis: Der Umgang mit Kettensägen erfordert Vorsicht und Sachkenntnis. Für umfangreiche oder gefährliche Schnittarbeiten empfiehlt es sich, einen professionellen Baumpfleger zu konsultieren. Unser erfahrenes Team für Baumkronenschnitt in Wiener Neustadt garantiert eine professionelle Behandlung Ihrer Bäume und minimiert dabei potenzielle Risiken.

 

Das fachgerechte Auslichten der Krone ist eine Kunst, die Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert. Es geht darum, den richtigen Balance zwischen ausreichender Auslichtung und Erhaltung der natürlichen Baumstruktur zu finden. Mit der Zeit und etwas Übung werden Sie ein Gespür dafür entwickeln, welche Äste entfernt werden sollten und welche für die Gesundheit und Schönheit Ihres Laubbaumes wichtig sind.

 

Schritt 4: Formschnitt und Einkürzung

Der Formschnitt und die Einkürzung sind die abschließenden Schritte beim Kronenschnitt von Laubbäumen. Diese Maßnahmen dienen dazu, die endgültige Form des Baumes zu gestalten und sein Wachstum in die gewünschte Richtung zu lenken. In urbanen Räumen und Gärten mit begrenztem Platz ist die fachgerechte Pflege von Bäumen besonders wichtig.

 

Richtlinien für einen ausgewogenen Formschnitt

Ein ausgewogener Formschnitt sollte die natürliche Wuchsform des Baumes respektieren und gleichzeitig den vorhandenen Raum optimal nutzen. Hier einige wichtige Richtlinien:

 

  1. Bewahrung der Arttypischen Form: Jede Baumart hat eine charakteristische Wuchsform. Ziel ist es, diese zu unterstützen, nicht grundlegend zu verändern.

  2. Symmetrie: Streben Sie eine ausgewogene Kronenform an, die von allen Seiten harmonisch wirkt.

  3. Proportionen: Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kronenhöhe und -breite sowie zum Stamm.

  4. Lichteinfall: Gestalten Sie die Krone so, dass Licht auch in die inneren Bereiche dringen kann.

  5. Wachstumsrichtung: Lenken Sie das Wachstum weg von Gebäuden, Stromleitungen oder anderen Hindernissen.

 

Der Formschnitt ist wie die Feinarbeit eines Bildhauers. Man entfernt nicht nur, sondern formt aktiv die zukünftige Gestalt des Baumes.

 

Methoden zur Förderung des gewünschten Wachstums

Um das Wachstum des Baumes in die gewünschte Richtung zu lenken, können folgende Methoden angewendet werden:

 

  1. Selektives Kürzen: Kürzen Sie Äste, die zu dominant werden oder in unerwünschte Richtungen wachsen.

  2. Förderung von Leitästen: Wählen Sie starke, gut positionierte Äste als Leitäste aus und entfernen Sie konkurrierende Triebe.

  3. Auslichten von Verzweigungen: Entfernen Sie überzählige Verzweigungen, um das Wachstum auf die Hauptäste zu konzentrieren.

  4. Pinzieren: Bei jungen Trieben können Sie durch Abkneifen der Spitzen das Wachstum in die Breite fördern.

  5. Erhaltung von Fruchtholz: Bei Obstbäumen ist es wichtig, fruchttragende Zweige zu erhalten und zu fördern.

 

Übersicht: Spezifische Schnittempfehlungen für gängige österreichische Laubbaumarten

Baumart Empfohlene Schnittmaßnahmen
Ahorn Leichtes Auslichten, Entfernung von Wasserreisern
Linde Regelmäßige Kroneneinkürzung, Förderung einer runden Kronenform
Birke Zurückhaltender Schnitt, hauptsächlich Entfernung von Totholz
Buche Formung einer gleichmäßigen, ovalen Krone, vorsichtiges Auslichten
Eiche Behutsames Auslichten, Erhaltung starker Hauptäste

 

Vermeidung übermäßiger Einkürzungen

Während der Formschnitt und die Einkürzung wichtige Werkzeuge sind, ist es entscheidend, nicht zu radikal vorzugehen. Übermäßige Einkürzungen können dem Baum schaden und seine natürliche Form zerstören.

 

Beachten Sie folgende Punkte:

 

  • Maximal 15-20% Reduktion: Entfernen Sie nie mehr als 15-20% des lebenden Kronenvolumens in einer Schnittsaison.

  • Stufenweises Vorgehen: Bei größeren Korrekturen planen Sie den Schnitt über mehrere Jahre.

  • Beachtung der Baumphysiologie: Berücksichtigen Sie die Wachstumsphase und den Energiehaushalt des Baumes.

  • Erhaltung der Kronenproportion: Die Krone sollte mindestens zwei Drittel der Gesamthöhe des Baumes ausmachen.

  • Vermeidung von Kappungen: Das radikale Einkürzen von Hauptästen (Kappungen) sollte vermieden werden, da es zu Fäulnis und instabilem Neuaustrieb führt.

 

Der Formschnitt und die Einkürzung erfordern ein gutes Auge für Proportionen und ein tiefes Verständnis für das natürliche Wachstum des Baumes. Es ist eine Kombination aus Wissenschaft und Kunst, bei der das Ziel darin besteht, die Gesundheit, Stabilität und Ästhetik des Baumes in Einklang zu bringen.

 

Nachsorge und Pflege nach dem Kronenschnitt

Die Arbeit ist nicht vorbei, wenn der letzte Schnitt gemacht ist. Die Nachsorge und Pflege nach dem Kronenschnitt sind entscheidend für die Genesung des Baumes und seinen langfristigen Gesundheitszustand. Die richtige Pflege nach dem Schnitt unterstützt die Wundheilung, fördert das Wachstum und stärkt die Widerstandsfähigkeit des Baumes gegenüber Umwelteinflüssen.

 

Wundversorgung und Schutz vor Krankheiten

Nach dem Kronenschnitt sind die Schnittstellen anfällig für Krankheitserreger und Schädlinge. Hier einige wichtige Maßnahmen zur Wundversorgung:

 

  1. Saubere Schnittflächen: Vergewissern Sie sich, dass alle Schnittflächen glatt und sauber sind. Raue oder ausgefranste Ränder können mit einem scharfen Messer nachgearbeitet werden.

  2. Wundverschlussmittel: In Österreich wird die Verwendung von Wundverschlussmitteln kontrovers diskutiert. Moderne Erkenntnisse zeigen, dass gesunde Bäume ihre Wunden in der Regel selbst verschließen können. Bei großen Schnittwunden (über 10 cm Durchmesser) oder bei besonders anfälligen Baumarten kann die Anwendung eines professionellen Wundverschlussmittels jedoch sinnvoll sein.

  3. Beobachtung: Kontrollieren Sie die Schnittstellen regelmäßig auf Anzeichen von Fäulnis oder Krankheiten.

 

Die beste Wundversorgung ist ein sauberer, fachgerechter Schnitt. Ein gesunder Baum verfügt über erstaunliche Selbstheilungskräfte.

 

Bewässerung und Düngung zur Unterstützung der Regeneration

Nach einem Kronenschnitt benötigt der Baum besondere Unterstützung, um sich zu regenerieren:

 

  1. Bewässerung:

    • Erhöhen Sie in den ersten Wochen nach dem Schnitt die Wassergabe, besonders bei trockenem Wetter.
    • Wässern Sie tief und gründlich, um die Wurzelbildung zu fördern.
    • Vermeiden Sie Staunässe, da dies Fäulnis begünstigen kann.
  2. Düngung:

    • Warten Sie mit der Düngung bis zum nächsten Frühjahr, um den Baum nicht zu frühem Neuaustrieb anzuregen.
    • Verwenden Sie einen ausgewogenen, langsam freisetzenden Dünger.
    • Beachten Sie die spezifischen Nährstoffbedürfnisse der jeweiligen Baumart.

 

Empfohlener Bewässerungsplan nach dem Kronenschnitt

Zeitraum nach Schnitt Häufigkeit Wassermenge
1.-2. Woche 2-3 mal wöchentlich 20-30 Liter pro m² Kronenfläche
3.-4. Woche 1-2 mal wöchentlich 15-20 Liter pro m² Kronenfläche
Ab 5. Woche Nach Bedarf Dem Wetter angepasst

 

Beobachtung des Wachstums und eventuelle Nachbesserungen

Die Reaktion des Baumes auf den Kronenschnitt sollte sorgfältig beobachtet werden:

 

  1. Regelmäßige Inspektionen: Kontrollieren Sie den Baum alle 2-3 Wochen auf:

    • Neuaustrieb
    • Verfärbungen oder Welke an Blättern
    • Ungewöhnliche Wuchsformen
  2. Dokumentation: Führen Sie ein Baumtagebuch, um Veränderungen zu protokollieren.

  3. Nachbesserungen:

    • Entfernen Sie Wasserschosse (schnell wachsende, senkrechte Triebe) frühzeitig.
    • Korrigieren Sie unerwünschte Wuchsrichtungen durch sanftes Zurückschneiden.
  4. Langfristige Planung: Planen Sie den nächsten Kronenschnitt basierend auf Ihren Beobachtungen.

 

Wichtiger Hinweis: Beachten Sie regionale Unterschiede in Klima und Bodenbeschaffenheit. In alpinen Regionen kann die Regenerationsphase länger dauern als in wärmeren Tallagen.

 

Abschließende Tipps

  • Geduld haben: Die vollständige Regeneration eines Baumes nach einem Kronenschnitt kann mehrere Jahre dauern.
  • Professionelle Hilfe: Zögern Sie nicht, bei Unsicherheiten oder Problemen einen zertifizierten Baumpfleger zu konsultieren.
  • Naturschutz beachten: In Österreich gibt es strenge Regelungen zum Schutz von Bäumen und Vögeln. Vermeiden Sie größere Schnittmaßnahmen während der Brutzeit (meist März bis Ende Juli).

 

Der Kronenschnitt bei Laubbäumen ist eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe. Mit dem richtigen Wissen, der nötigen Sorgfalt und einer guten Nachsorge können Sie die Gesundheit, Sicherheit und Schönheit Ihrer Bäume langfristig erhalten und fördern.

 

Fazit

Der Kronenschnitt bei Laubbäumen erfordert Wissen, Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Von der sorgfältigen Beurteilung des Baumes über die fachgerechte Durchführung des Schnitts bis hin zur gewissenhaften Nachsorge – jeder Schritt ist entscheidend für den Erfolg.

 

Indem Sie die in diesem Leitfaden vorgestellten Techniken und Prinzipien anwenden, leisten Sie einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit und Langlebigkeit Ihrer Laubbäume. Jeder Baum ist einzigartig und benötigt individuelle Pflege. Mit dem richtigen Ansatz können Sie sicherstellen, dass diese wertvollen Bäume noch viele Generationen erfreuen und unsere Landschaft bereichern werden.

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